Grünflächen zu bebauen ist nicht mehr zeitgemäß, zumal es in unserer Gemeinde bestehende Gebäude gibt, die leicht für die Vorhaben umgerüstet werden können. Bauen im Bestand hat zahlreiche Vorteile, auch geht es schneller. Hier wird gezeigt, welche Gebäude sich hervorragend für den Bau von Bildungseinrichtungen eignen würden.
Ein Bestand in Bauwesen/Architektur sowie Stadtplanung bezeichnet die bestehenden Gebäude. Der Bauwerk/Stadtteil ist bereits gebaut, die Errichtungs-Energie und Baustoffe sind fixiert in fertigen Bauteilen/Räumlichkeiten – bei größeren Bauten geht es hier dabei um erhebliche Mengen an gespeicherter Energie…
Unter einem Leerstand versteht man die vorhandenen Gebäude (Bestand), welche über längere Zeit (mehrere Monate bis Jahre) nicht genutzt werden.
Da die Grünflächen am Land (Grünland) essenziell für die Lebensmittelproduktion sind und die Grünflächen in den Städten (Stadtparks, Begegnungszonen) für Erholung der Stadtbewohner sorgen, kann man nicht unendlich viele Neubauten errichten und immer neue Grundstücke in Anspruch nehmen /versiegeln. Ein Leerstand sowohl im Bestand als auch beim Neubau ist somit ein ernst zu nehmendes Problem. Die völlig oder teilweise ungenutzte Gebäude “breiten sich aus im Speckgürtel Wiens und in peripheren Gemeinden, er besetzt Gebäude im Zentrum wie auch am Ortsrand.” [ LEADER Region Weinviertel Ost | Region Weinviertel Donauraum | Region Marchfeld: „Full House Weinviertel“, Ideenhandbuch für MacherInnen, Beispiele Für die Aktivierung von Leerstand, 2023 ]
Graue Energie beim Neubau, Leerstandsabgabe
Im Wohnungsbereich wurden politische Schritte bereits getätigt. Nachdem die Steiermark mit April 2022 eine Leerstandsabgabe beschlossen hatte, folgten im Juli 2022 Salzburg und Tirol. Die Tiroler Gemeinden sind bereits verpflichtet Abgaben einzuheben. “Mit Inkrafttreten des Tiroler Freizeitwohnsitz- und Leerstandsabgabegesetzes unterliegen in Tirol seit 1. Jänner 2023 Gebäude, Wohnungen und sonstige Teile von Gebäuden, die über einen durchgehenden Zeitraum von sechs Monaten nicht als Wohnsitz verwendet werden, einer Leerstandsabgabe.”
Ein Teil der bereits laufenden Energiewende ist auch die Energieschonung. Die für die Errichtung von Gebäuden angewandte graue Energie hat Dimensionen angenommen, die man nicht mehr vernachlässigen kann. Heutige Wärmedämmung, technische Gebäudeausstattung “führen dazu, dass wir mittlerweile mehr Energie verbauen als Häuser in ihrer durchschnittlichen Lebenszeit von 50-60 Jahren an Betriebsenergie verbrauchen… typische Werte für graue Energie liegen bei 400 bis 1400 kWh je m² (Nutzfläche).”
[ Deutsche Bauzeitung: Grauwerte (Neubau oder Umbau), Abschnitt Betriebsenergie versus Gesamtenergie, Juli 2013 ]
Hainburgs Großbauten
In Hainburg sind innerhalb der geschichtlichen Entwicklung einige Großbauten errichtet worden. Einige von ihnen können die heutigen Bedürfnisse der Stadtbewohner jedoch nicht `stillen` und auf die zukünftigen Bedürfnisse nicht optimal reagieren, wenn keine Schritte für bessere Ausnutzung vom Leerstand/Bestand unternommen werden. Manche dieser Bauwerke stehen schon mehrere Jahre völlig oder teilweise leer, manche mit nicht optimaler Funktion was die Bedürfnisse im Stadtkern anbelangt.
Viele Städte erleben ein Aussterben der Ortszentren – gerade im Bildungswesen steckt das Potential einer langfristigen, stabilen Stadtbelebung – Gebäude im Stadtkern bieten sich hier als die Idealsten an.
Abb. BES01

[Grundstücke Walzmühle 4670 m², Bauhof+Musikshule 6500 m², Kulturfabrik 6700 m² rot; Großbauten schwarz, Leerstand im Ortskern grün; Nov. 2023]
Bildungstrio Nord
Alle drei erwähnten Bauwerke liegen in dichter Nachbarschaft zueinander (funktionelle Koppelung möglich) und sind exzellent an den öffentlichen Verkehr angebunden – Zugstation bis 350m, Busstation 200m bzw 350m, Radweg führt praktisch vor die Haustür und auch eine Schiffsanlegestelle (seit kurzem direkt vor der Kulturfabrik) ist vorhanden. Ein Szenario Bildungstrio Nord `unten in der Stadt` wäre eine tragfähige, nachhaltige Alternative anstatt `oben unterm Schlossberg` und läßt sich rasch in wenigen Jahren oder nach Bedarf in Phasen in längerem Zeithorizont realisieren.
Die neuen Bildungsstätten können sich später an bereits bestehende Bildungseinrichtungen (Musikschule, Jugendtreffpunkt, Sprachschule Hainburg-In, Kindergarten) anknüpfen und mit der Zeit zu einem etablierten „Bildungscluster Nord“ wachsen. Die Position zwischen der Straße südlich und Bahn, Radweg, Wasserweg nördlich mit Erholungsmöglichkeiten an der Vorschüttung / Donauufer sprechen auf jedem Fall dafür. Die günstige Position zum Stadtkern kann effektiv gegen das Leerstand am Hauptplatz und Wiener-/ Ungarstraße wirken.
Bei der Walzmühle und dem Bauhof-Gebäude können Planungen ab sofort angefangen werden. Die Walzmühle braucht davor wahrscheinlich die Klärung des statischen Zustandes, der Bauhof die Entscheidung über die zukünftige Unterbringung der Kraftwagen auf dem entsprechenden Ort. Die beiden „Häuser“ sind bereits gebaut – die Sanierung bzw. Modernisierung kann wesentlich schneller erfolgen, als der Gymnasium-Neubau auf dem Exerzierplatz – alle Schritte bis zu Fertigstellung wurden beim Neubau auf mindestens 7 Jahre geschätzt.
[Abschätzung der Gymnasiums-Umsetzung wie im Mail vom Vertreter der NÖ Landesregierung, Abteilung Bau- und Raumordnungsrecht (RU1), St. Pölten, Mai 2024; detailliertere Zitation siehe diese Webseite, Fakten&Zahlen, Städtebau, Fristen].
DI Peter Sedlak / Gruppe Bildung im Bestand Mai 2024 Hainburg an der Donau